Antragsskizze Ordnungsökonomik

   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007



1.    Allgemeine Angaben
Antrag auf Gewährung einer Sachbeihilfe
‚Paketantrag’ Marktwirtschaft und Gerechtigkeit

1.1   Antragsteller
Viktor J. Vanberg, Prof. Dr.

1.2   Thema
Das Spannungsverhältnis zwischen Gerechtigkeitsvorstellungen und marktwirtschaftlichen
Funktionsprinzipien aus ordnungsökonomischer Perspektive - Erfahrungen mit der Sozialen
Marktwirtschaft in Deutschland


1.3   Fach- und Arbeitsrichtung
Ordnungsökonomik

1.4   Voraussichtliche Gesamtdauer
Das Vorhaben läuft seit Herbst 2005.
Es wird noch nicht von der DFG gefördert.
Es wird noch 2 Jahre laufen. Eine Förderung durch die DFG wird für 24 Monate beantragt.

1.5   Antragszeitraum
Sep. 2007 bis Sep. 2009




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   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007



1.6   Zusammenfassung
Viele Anzeichen sprechen dafür, dass ein Spannungsverhältnis zwischen in der Öffentlichkeit
verbreiteten Gerechtigkeitsvorstellungen und marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien besteht.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, dieses Spannungsverhältnis umfassend zu analysieren.
Dabei sollen mögliche Ursachen identifiziert und Konsequenzen für die Gestaltung der
Wirtschaftspolitik gezogen werden. Der Rückgriff auf die Erfahrungen mit der Sozialen
Marktwirtschaft in den letzten 60 Jahren kann dabei die verschiedenen Facetten dieses
Spannungsverhältnis illustrieren und Lösungsansätze aufweisen, an welchen die
Wirtschaftspolitik ansetzen könnte.

In einem ersten Schritt soll im Rahmen des Forschungsprojektes zunächst eine Diagnose über
Ausmaß und Erscheinungsform des Spannungsverhältnisses erstellt werden. Es werden die
Funktionseigenschaften marktwirtschaftlicher Ordnungen zu untersuchen sein, die einerseits für
ihre allgemein anerkannte Leistungsfähigkeit verantwortlich sind andererseits jedoch mit
vorherrschenden Gerechtigkeitsempfindungen in Konflikt zu geraten scheinen.

In einem zweiten Schritt sollen die Ursachen für das beobachtbare Spannungsverhältnis
herausgearbeitet werden. Diese Untersuchung soll exemplarisch anhand der Erfahrungen mit
der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland durchgeführt werden. Die Konzeption der Sozialen
Marktwirtschaft zielt seit ihren Anfängen ausdrücklich darauf ab, die Idee einer funktionsfähigen
Wettbewerbsordnung mit dem Anliegen der sozialen Sicherheit und Gerechtigkeit zu verbinden.
Folglich gilt es zu klären, wie die Gründungsväter der Sozialen Marktwirtschaft das
Spannungsverhältnis zwischen Markt und Gerechtigkeit zu lösen suchten und wie sich in den
folgenden Jahrzehnten das Verhältnis zwischen diesen beiden Polen – gerade auch in der
öffentlichen Wahrnehmung – entwickelt hat.

In einem dritten Schritt werden die Konsequenzen zu behandeln sein, die aus Diagnose und
Ursachenanalyse für die Leistungs- und Bestandsfähigkeit einer marktwirtschaftlichen Ordnung
resultieren. Insbesondere sind Möglichkeiten zu prüfen, wie durch ‚Aufklärung’ und strukturelle
Reformen dem Spannungsverhältnis zu begegnen ist, um die nachhaltige Sicherung der
marktwirtschaftlichen Ordnung zu gewährleisten. Dabei sollen speziell die Erfahrungen
analysiert werden, die im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft mit dem Versuch gemacht
worden sind, dem Spannungsverhältnis durch eine Stärkung der sozialstaatlichen Komponente
zu begegnen.




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2.    Stand der Forschung, eigene Vorarbeiten

2.1   Stand der Forschung

Ein Spannungsverhältnis zwischen Marktwirtschaft und Gerechtigkeit
Motivation für das vorliegende Forschungsvorhaben ist die Beobachtung, dass eine
marktwirtschaftliche Ordnung gerade nach dem Zusammenbruch der sozialistischen
Experimente zwar als effizientes und produktives System allgemein anerkannt ist, dass aber ihre
wettbewerblichen Funktionsprinzipien und die Ungleichheiten, die sie produziert oder die ihr als
Folgeerscheinungen angelastet werden, vielfach als ‚ungerecht’ empfunden werden. Es besteht,
so die grundlegende Annahme des Antragsstellers, ein Spannungsverhältnis zwischen den
Funktionsprinzipien   einer  marktwirtschaftlichen  Ordnung   und   vorherrschenden
Gerechtigkeitsvorstellungen.  Dieses Phänomen kann als das „Paradoxon der
marktwirtschaftlichen Ordnung“ bezeichnet werden (Vanberg 2005).

Nicht selten – wie die jüngste Kapitalismus-Debatte gezeigt hat – werden Unternehmer als
‚unmoralisch’ und das marktwirtschaftliche System als ‚unmenschlich’ wahrgenommen.1 Dabei
wird von vielen Seiten die ‚soziale Gerechtigkeit’ als ein Maßstab beschworen, an dem
gemessen die marktwirtschaftliche Ordnung als defizitär und korrekturbedürftig beurteilt wird.
Meinungsumfragen bieten reiches Anschauungsmaterial dafür, dass dieses „Paradoxon“ auch in
Deutschland zu beobachten ist.2 Für die Zukunftsfähigkeit und politische Tragfähigkeit
marktwirtschaftlicher Ordnungen stellt dieses Spannungsverhältnis eine weitreichende
Herausforderung dar. Es ist das Anliegen des geplanten Forschungsprojektes dieses
fundamentale Problem moderner Marktgesellschaften zu untersuchen.

Eine systematische Darlegung und Analyse des Spannungsverhältnisses zwischen
marktwirtschaftlichen Funktionsprinzipien und vorherrschenden Gerechtigkeitsvorstellungen liegt
nach Ansicht des Antragstellers noch nicht vor.3 Vom Großteil der wirtschaftswissenschaftlichen
Literatur wird das Spannungsverhältnis unter der Fragestellung nach dem scheinbar konträren
Verhältnis von ökonomischer Effizienz und sozialer Gerechtigkeit behandelt (vgl. Ott 2003: 493;
Blankert 2003: 88; Mussel & Pätzold 2005: 6). Im Mittelpunkt dieser zumeist
wohlfahrtstheoretischen Überlegungen (vgl. grundlegend Sohmen 1992) steht die Frage nach
der effizienten Allokation knapper Ressourcen. Damit wird der Effizienz ein systematischer
Vorrang vor der Gerechtigkeit eingeräumt. Dieser Konflikt wird in der Ökonomik seit Okun (1975)
als „the big trade-off between efficiency and equity“ bezeichnet. Diese Spannung wird aufgrund
von zwei gegenläufigen Tendenzen diagnostiziert: Einerseits führe der - aus Effizienzgründen -
institutionell forcierte Leistungswettbewerb zu Ungleichheiten, die im Ergebnis als ungerecht
angesehen werden; andererseits ergeben Umverteilungsmaßnahmen als vermeintlich
geeignetes Mittel zur Umsetzung von (sozialer) Gerechtigkeit negative Auswirkungen für Geber

1
 Zur Beschreibung aktueller Gerechtigkeitsvorstellungen in Deutschland siehe z.B. Liebig & Lippl (2005).
2
 Bezüglich der Frage, wie sie sich bei einer Volksabstimmung zwischen beiden Systemen entscheiden
würden, wählten im Jahr 2000 83% der West- und 63% der Ostdeutschen die Soziale Marktwirtschaft.
Lediglich 4% der westdeutschen und 11% der ostdeutschen gaben einer sozialistischen Planwirtschaft
den Vorzug. „Menschlichkeit“ verbanden in derselben Umfrage aber nur 29% der Menschen in
Ostdeutschland mit der Marktwirtschaft, während 64% dieses Attribut der Planwirtschaft zubilligten. 1990
assoziierten nur 26% Kapitalismus mit dem Begriff „Gerechtigkeit“. Vgl. Vanberg (2005). Alle Angaben
entstammen den Allensbacher Jahrbüchern der Demoskopie, Bd. 9-11. Zu Unterschieden in den
Gerechtigkeitsurteilen zwischen Ost- und Westdeutschland vgl. Wagner (1997); Wegener & Liebig (1998);
Noll (1992).
3
 Vgl. Vanberg (2005, 2006).
                                                      3
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(z.T. negative Anreize für produktive Leistungen und Investitionen) und Empfänger (rent-
seeking) von Umverteilungsmaßnahmen und würden damit in Konflikt mit einer effizienten
ökonomischen Gestaltung geraten.4

Eine solche Diagnose des Spannungsverhältnisses erscheint aus ordnungsökonomischer
Perspektive problematisch (vgl. z.B. Streit 1988; Held, Kubon-Gilke & Sturn 2002; Hagel 2003;
Blümle & Goldschmidt 2004; Nass 2006). Eine marktliche Ordnung ist nicht unmittelbar durch
ihre wirtschaftliche Produktivität legitimiert, sondern ihre Legitimation resultiert letztlich daraus,
dass sie eine für die betroffenen Menschen insgesamt wünschenswerte und zustimmungsfähige
Ordnung darstellt (Buchanan 1984, vgl. dazu ausführlicher Vanberg 1997). Zudem sind
normative Aussagen in Bezug auf bestimmte soziale Endzustände für eine Marktgesellschaft
systematisch inadäquat, da die zugrunde liegende Annahme, dass diese Zustände kontrolliert
angesteuert werden können, verfehlt ist (Buchanan 1959, Suchanek 2002: 135). Um die
skizzierte Problemstellung angemessen behandeln zu können, bedarf es daher eines
ordnungsökonomischen Verständnisses einer marktwirtschaftlichen Ordnung als Regel- und
Handlungsordnung (Hayek 2003 [1967]) sowie einer Analyse der tatsächlichen
Gerechtigkeitsvorstellungen der Menschen in marktwirtschaftlichen Systemen.


Das Spannungsverhältnis aus Sicht der Ordnungsökonomik
Das Programm der Ordnungsökonomik, das diesem Forschungsvorhaben zugrunde liegt,
wurzelt in den Ideen der Freiburger Schule.5 Die Freiburger Schule, begründet von Walter
Eucken (1891-1950) und Franz Böhm (1895-1977), war von der Überzeugung getragen, dass
eine im Interesse aller Beteiligten funktionierende Marktwirtschaft nicht durch
interventionistische Korrekturen, sondern durch die Gestaltung einer angemessenen
Regelordnung, also durch Ordnungspolitik zu sichern sei. Da es zur Schaffung einer
funktionsfähigen Ordnung arbeitsteiligen Wirtschaftens der Integration von Wirtschafts- und
Sozialpolitik bedarf, rückt das Spannungsverhältnis zwischen wirtschaftlicher Effizienz und
sozialer Gerechtigkeit in den Mittelpunkt der Argumentation der Freiburger Schule; eine
Erkenntnis, die aus der Einsicht in die „Interdependenz der Ordnungen“ resultiert (Walter
Eucken 2004 [1952]: 315f.). Das Anliegen der sozialen Gerechtigkeit sollte nicht zu einer
dauernden, interventionistischen Durchbrechung von Marktspiel und Wirtschaftsordnung führen,
sondern ein konstituierendes Element in der Ausgestaltung der Spielregeln für die
Wirtschaftsordnung darstellen.6 Dieser ordnungspolitische Gestaltungsauftrag bildet die
Quintessenz einer „sozial gerechten“ politischen und wirtschaftlichen Ordnung aus Sicht der
Freiburger Schule. Die Grundvorstellung sich wechselseitig beeinflussender Teilordnungen in
Staat und Gesellschaft verweist darüber hinaus auf einen wichtigen sozialwissenschaftlichen
Forschungsauftrag.

Modern verstandene Ordnungsökonomik (vgl. Hoppmann 1995; Streit 1996; Vanberg 1997)
verknüpft den Gedanken einer funktionierenden Wettbewerbsordnung unter vorgegebenen
Rahmenbedingungen mit der Dynamik des sozialen Fortschritts (vgl. Hayek 2005 [1971]: Kapitel
3). Das zentrale Postulat der klassischen liberalen Tradition – als deren moderner Repräsentant
F.A. Hayek gilt – unterstellt die Vorzugswürdigkeit marktlicher Wettbewerbsordnungen im

4
 Dementsprechend wird auch die Sozialpolitik in Deutschland dualistisch aufgefasst und analog als
Sozialpolitik gegen den Markt konzipiert (vgl. Blümle & Goldschmidt 2004).
5
 Vgl. Vanberg (1998). Zu Biographie und Bibliographie von Walter Eucken siehe Klinckowstroem (2000)
sowie Klinckowstroem & Renner (2000).
6
 „Soziale Gerechtigkeit sollte man also durch Schaffung einer funktionsfähigen Gesamtordnung und
insbesondere dadurch herzustellen suchen, daß man die Einkommensbildung den strengen Regeln des
Wettbewerbs, des Risikos und der Haftung unterwirft“ (Eucken 2004 [1952]: 317).
                                                     4
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Vergleich zu realisierbaren alternativen Ordnungen. Der Wettbewerb ist das tragende Element
einer produktiven Marktwirtschaft. Der Vorteil des marktlichen Preiswettbewerbs besteht darin,
dass er einen Rückkopplungsmechanismus darstellt, in dem Produzentenentscheidungen durch
Konsumentenwünsche gesteuert werden, also darin, dass er, in der Terminologie der Freiburger
Schule, als Leistungswettbewerb wirkt. Die Produktivität von Marktwirtschaften hat ihre Quelle in
der Dynamik eines freien Wettbewerbs, der dazu führt, dass alle wirtschaftlichen Ressourcen
stets in die Verwendung gelenkt werden, in denen sie den höchsten Beitrag zur Befriedigung
von Konsumentenwünschen leisten.7 Die ständige Suche nach neuen und besseren Lösungen
für wirtschaftliche Probleme ist damit die Ursache für wirtschaftliches Wachstum (Hayek 1969)
und sozialen Fortschritt (Hayek 2003). Gleichzeitig erzeugen die Funktionsprinzipien, die das
„Spiel des Marktwettbewerbs“ für Menschen attraktiv machen, „weil es die Chancen aller
verbessert“ (Hayek 2003: 268), aber auch Vorbehalte gegen die marktliche Ordnung, weil der
wettbewerbliche Entdeckungsprozess ständig neue, unvorhergesehene Bedingungen schafft,
die – unabhängig von Mühen und Anstrengungen – zu Enttäuschung und Verlust führen können
(Hayek 2003: 66).8 Diese Enttäuschungen münden in die allgemeine Forderung nach sozialem
Ausgleich und sozialer Sicherheit im Namen der ‚sozialen Gerechtigkeit’.

Hayek hat sich ausführlich mit dieser Forderung nach sozialer Gerechtigkeit auseinander
gesetzt (Vanberg 2006).9 In seiner Kritik am „Trugbild der sozialen Gerechtigkeit“ weist Hayek
vor allem darauf hin, dass die Vorstellung „sozialer Gerechtigkeit“ als Verteilungsgerechtigkeit
mit den Prinzipien einer Marktwirtschaft grundsätzlich unvereinbar ist (vgl. Hayek 2003: 149-303,
2004a, 2004b). Die Legitimation des Marktspiels, so Hayeks Argument, ist nicht am Maßstab der
Verteilungsgerechtigkeit zu messen, sondern ist – ganz im Sinne der Freiburger Schule – an
seinen Spielregeln, den Regeln eines fairen Wettbewerbs, festzumachen. Für Hayek (2003:
Kap. 10) ist damit die Gerechtigkeitstheorie konstitutiver Bestandteil der Markttheorie: Die
Regelsteuerung des Marktes bedarf der Regelgerechtigkeit. Letztere ist eine funktional
unabdingbare Voraussetzung für ein Gelingen des Katallaxie-Spiels (Vanberg 1988: 22).

Im Zentrum der modernen Ordnungsökonomik als angewandter Wissenschaft steht die Suche
nach besseren institutionellen Alternativen, die aus Sicht der Betroffenen bislang
unausgeschöpfte Kooperationsgewinne zu realisieren vermögen und deshalb zustimmungsfähig
sind (Buchanan 1984).10 Das Kriterium der Zustimmungsfähigkeit kann somit für moderne
Marktgesellschaften in Analogie zu gesellschaftlicher Gerechtigkeit gesehen werden und als
Vergleichsmaßstab real existierender Ordnungen herangezogen werden. Als Kriterium der
Zustimmung mit Blick auf reale Regelordnungen bietet sich die Sichtweise der
vertragstheoretischen konstitutionellen Ökonomik von James Buchanan an. Buchanan gründet
seine Aussagen auf das analytische Prinzip des „normativen Inpidualismus“ (Buchanan &
Tullock 1962). Danach gelten solche Regeln als wünschenswert, die auf der freiwilligen
Zustimmung der betroffenen Akteure beruhen. Im Zentrum von Buchanans Konzeption steht die
These, dass die legitimierende Funktion freiwilliger Zustimmung wie sie für marktlichen
Austausch unterstellt wird, auch für die konstitutionelle Ebene gelten muss, also für die
Entscheidungsebene, auf der Personen als Gruppe die Regelordnungen – einschließlich der


7
 Siehe Hayek (1976: 103-121).
8
  Joseph Schumpeter beschreibt die Eigenschaft des Marktes als „schöpferische Zerstörung“
(Schumpeter 1950). Die Dynamik marktlicher Prozesse ist den Menschen als Konsumenten durchaus
willkommen, als Produzenten empfinden sie den damit verbundenen Wettbewerbsdruck jedoch als
unwillkommene Bürde.
9
 Zu Hayek siehe z.B. Caldwell (1997) und (2004).
10
  Im Sinne des Freiburger Forschungsprogrammes steht die Realisierung einer „funktionsfähigen und
menschenwürdigen Ordnung der Wirtschaft, der Gesellschaft, des Rechtes und des Staates“ (Eucken
1989 [1940]: 239) im Vordergrund.
                                                     5
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Regelordnung des Marktes – festlegen, nach denen sie ihren sozialen Umgang miteinander
organisieren wollen (vgl. ausführlich Vanberg 1994: Kap.13).11

Die Ausgestaltung gesellschaftlicher Regelsysteme wird in diesem Sinne unter dem
Gesichtspunkt der Zustimmungsfähigkeit für die beteiligten Inpiduen untersucht. Die
Unterscheidung zwischen Regeln, die im konsensfähigen konstitutionellen Interesse aller
Betroffenen liegen (d.h. die den von ihnen geteilten Regelgeltungsinteressen dienen), und
Regeln, die Privilegieninteressen in dem Sinne bedienen, dass sie zwar die
Regelgeltungsinteressen eines Teils der betroffenen Personengruppe befriedigen, aber nicht
den konstitutionellen Interesse der übrigen Betroffenen entsprechen, dient dabei als
Analyseinstrument der vertragstheoretischen oder „konsensorientierten“ Ordnungsökonomik
(vgl. Vanberg 2000). Das Beurteilungskriterium wird nicht in a priori Gerechtigkeitsprinzipien
sondern in der faktischen Zustimmung der Betroffenen zu den jeweiligen institutionellen
Arrangements gesehen (vgl. Brennan & Buchanan 1985: Kap. 7). Die systematische
Anwendung dieser analytischen Perspektive auf die Untersuchung des Spannungsverhältnisses
zwischen Gerechtigkeitsvorstellungen und marktwirtschaftlichen Funktionsprinzipien, seiner
Ursachen und der Möglichkeiten seiner ‚Entschärfung’ ist ein Hauptanliegen des hier
vorgestellten Forschungsvorhabens.


Das Spannungsverhältnis in der Soziale Marktwirtschaft12
Die Ursachen und Konsequenzen des Spannungsverhältnisses zwischen marktwirtschaftlichen
Funktionsbedingungen und Gerechtigkeitsvorstellungen sollen im Forschungsvorhaben anhand
der Erfahrungen mit der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland untersucht werden.

Die Protagonisten der Freiburger Schule erwarteten von der Schaffung einer privilegienfreien
Wettbewerbsordnung insbesondere die Lösung der „Sozialen Frage“.13 Eine privilegienfreie
Wettbewerbswirtschaft ist aus dieser Sicht bereits in sich sozial. Der „soziale Ausgleich“ wird
von der Wettbewerbsordnung selbst ermöglicht. Wettbewerb verhindert die Bildung und
Verfestigung wirtschaftlicher Macht und dient auf diese Weise dem Ziel des sozialen Ausgleichs.

Das von Alfred Müller-Armack entwickelte Konzept der Sozialen Marktwirtschaft setzte deutlich
andere Akzente. Müller-Armack war von der Überzeugung getragen, dass die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung ohne sozialstaatliche Flankierung allein
nicht ausreiche, die gesellschaftliche Akzeptanz und politische Stabilität einer Marktwirtschaft zu
sichern, sondern dass es zu einer Erosion des marktwirtschaftlichen Systems kommen würde.
Zur Sicherung ihrer politischen Akzeptanz hielt er deswegen staatliche ‚Korrekturen’ für
unausweichlich, die den Bedürfnissen der Menschen nach sozialer Sicherheit und ihren
Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit entgegenkommen sollten (vgl. Müller-Armack 1976).14



11
  Die Verknüpfung liberaler und vertragstheoretischer Argumente findet sich in verschiedenen
Ausprägungen in der Literatur, vgl. Rawls (1975), Hayek (1969), Buchanan (1984) und Nozick (1974).
Eine Aufzählung möglicher Liberalismen findet sich in Kersting (2006: 9).
12
  Einen Literaturbericht zum Forschungsgegenstand Soziale Marktwirtschaft liefert Starbatty (1996).
13
  Es entspricht der ‚Freiburger’ Sicht, wenn Ludwig Erhard feststellt: „Auf dem Wege über den
Wettbewerb wird – im besten Sinne des Wortes – eine Sozialisierung des Fortschritts und des Gewinns
bewirkt und dazu noch das persönliche Leistungsstreben wachgehalten. Immanenter Bestandteil der
Überzeugung, auf solche Art den Wohlstand am besten mehren zu können, ist das Verlangen, allen
arbeitenden Menschen nach Maßgabe der fortschreitenden Produktivität auch einen ständig wachsenden
Lohn zukommen zu lassen“ (Erhard 2000 [1957]: 8, Hervorhebungen im Original).
14
  Vgl. Vanberg (2002), Blümle & Goldschmidt (2004). Siehe auch Pies (1998: 104ff.).
                                                      6
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Er postulierte den Ausgleich zweier gegenläufiger Tendenzen: „Die Vereinigung des Prinzips der
Freiheit auf dem Markte mit dem des sozialen Ausgleichs“ (Müller-Armack 1976).15

Müller-Armacks ordnungspolitisches Programm der Sozialen Marktwirtschaft betont zwar die
Auflösung des Spannungsverhältnisses auf der konstitutionellen Ebene, nimmt aber auf der sub-
konstitutionellen Ebene in expliziter Weise die dualistische Denkweise eines Konfliktes zwischen
Marktwirtschaft und Gerechtigkeit wieder auf (Vanberg 2002). Hierdurch transformieren die
Sozialpolitik zum eigentlichen Träger des Sozialen und der Markt zur Sphäre der Produktion.
Der politischen Ausgestaltung der Sozialen Marktwirtschaft liegt damit explizit die Annahme
zugrunde, dass ein Spannungsverhältnis zwischen dem Bedürfnis nach sozialer Sicherheit und
der Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit einerseits und den Funktionsprinzipien einer
marktlichen Ordnung andererseits besteht.

Die Entwicklung, die die Soziale Marktwirtschaft in den sechs Jahrzehnten ihres Bestehens
genommen hat, wird unter dem Gesichtspunkt zu untersuchen sein, wie sich die von den
Vorstellungen Müller-Armacks geprägte politische Konzeption auf die Ausgestaltung der
Wirtschafts- und Sozialordnung und auf die Einstellungen der Bevölkerung zur Marktwirtschaft
ausgewirkt hat.16 Insbesondere wird zu prüfen sein, inwieweit die Funktionsfähigkeit der
Marktwirtschaft durch permanente Forderung nach sozialer Sicherung belastet wurde (für eine
frühe Kritik vgl. Willgerodt 1955), und inwieweit die Berufung auf ‚soziale Gerechtigkeit’ rent-
seeking Prozesse17 motiviert hat, die über die Jahrzehnte zu einer expansiven Ausweitung der
Sozialstaatstätigkeit geführt haben.


Das Spannungsverhältnis aus Sicht der empirischen Gerechtigkeitsforschung
Hayek argumentiert, dass es im gemeinsamen Interesse aller Beteiligten liegt, der
marktwirtschaftlichen   Regelordnung   den  Vorzug  vor  realisierbaren alternativen
Wirtschaftsordnungen zu geben. Sieht man mit John Rawls (1975, 2003) das Kriterium für die
Gerechtigkeit von Regeln in der Tatsache begründet, dass sie die freiwillige Zustimmung
informierter Inpiduen erhalten, so ist eine Regelordnung, die im gemeinsamen Interesse aller
Beteiligten liegt als gerechte Ordnung zu bewerten. Die sich daraus ergebende
Schlussfolgerung, dass eine marktwirtschaftliche Ordnung als eine gerechte Ordnung gelten
kann, steht aber – ebenso wie die oben erläuterte These der Freiburger Schule – im Kontrast zu
verbreiteten marktkritischen Gerechtigkeitsvorstellungen.

Um zu weiteren Erkenntnissen über die Diskrepanz zwischen Gerechtigkeitsvorstellungen und
vermuteter Konsensfähigkeit marktwirtschaftlicher Ordnungen zu gelangen, werden die
tatsächlichen Gerechtigkeitsvorstellungen der Menschen anhand der Befunde der empirischen
Gerechtigkeitsforschung und mittels anderer Datenquellen zu erforschen sein. Seit einigen
Jahren befasst sich die empirische Gerechtigkeitsforschung mit den beobachtbaren
Gerechtigkeitsurteilen der Menschen und den mit ihren Gerechtigkeitsempfindungen
zusammenhängenden Verhaltensweisen.18

15
  Für Müller-Armacks Beitrag zur Theorie und Politik der Sozialen Marktwirtschaft vgl. Starbatty (1982).
Zu Biographie und Bibliographie Müller-Armacks, siehe Dietzfelbinger (1998) und Rauch (2002).
16
  Für einen Überblick über die historische Entwicklung des Sozialstaates und der Sozialen
Marktwirtschaft vgl. Ritter (1991) und Quass (2000).
17
  Zur Theorie von Rent-Seeking Prozessen vgl. Buchanan & Tullock (1962); Buchanan, Tollison & Tullock
(1981). Zur Wirkung von Privilegienvergabe auf die wirtschaftliche Dynamik vgl. Olson (1991).
18
  Einen Überblick über den Forschungsstand der sozialwissenschaftlichen Gerechtigkeitsforschung
geben die Sammelbesprechungen von Groh-Samberg & Grundmann (2003) und Lengfeld & Liebig
(2002). Als repräsentative Beiträge für die deutschsprachige empirische Gerechtigkeitsforschung sei auf
die Beiträge von Montada (1995), Wegener (2001), Mikula (2002) und Liebig (1997, 2004) verwiesen.
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Angesichts der Vielzahl konzeptioneller Ansätze und Einzelstudien19 ist eine zielgerichtete
Systematisierung der Analyseansätze erforderlich (vgl. auch Liebig 1997). Empirische
Gerechtigkeitsforschung lässt sich danach gliedern, welche Art von Gerechtigkeitsurteilen
Gegenstand der Betrachtung sind. Gerechtigkeitsurteile können dabei entweder auf den
ordnungsbezogenen Urteilsmodus oder den ergebnisbezogenen Urteilsmodus bezogen werden
(vgl. Wegener 1992, 1995b; Wegener & Müller 1995; Liebig 1997:109-112). Das bedeutet, dass
sowohl die bestehenden Regeln als auch die Ergebnisse der Güterverteilung Gegenstand von
Gerechtigkeitsurteilen  sein  können.  Für   das  Spannungsverhältnis   zwischen
Gerechtigkeitsvorstellungen und Funktionsprinzipien der Marktwirtschaft sind die empirischen
Zusammenhänge zwischen beiden Urteilsmodi von zentraler Bedeutung (vgl. z.B. Wegener &
Steinmann 1995; Adam & Yazdani 1999: 156). Damit stehen die Ausgestaltung der Regelebene
und die Wechselwirkung zwischen Regel- und Handelsordnung – ebenso wie in der
Ordnungsökonomik – unmittelbar im Mittelpunkt des Forschungsinteresses der empirischen
Gerechtigkeitsforschung.

Hayek hat darauf hingewiesen, dass das Kriterium der Verteilungsgerechtigkeit in Kontexten
organisierter Zusammenarbeit seinen Platz hat, dass es aber in einer Marktwirtschaft, in der es
keinen kollektiven Verteilungsakt gibt, einen ungeeigneten Maßstab darstellt. Hinweise auf das
Problem der ‚Fehlapplikation’ von Gerechtigkeitsmaßstäben aus sozialen Kontexten, in denen
sie angemessen sind, auf Handlungsbereiche, zu denen sie nicht passen, geben empirische
Untersuchungen, die zeigen, dass Menschen ihre Gerechtigkeitsurteile in unterschiedlichen
lebensweltlichen Kontexten auf unterschiedliche Prinzipien stützen (Mikula 2002). Prinzipien der
Verteilungsgerechtigkeit wenden     Menschen dort an, wo sie Situationen als
Verteilungssituationen wahrnehmen, also auf Situationen, in denen eine Verteilungsinstanz
knappe Belohnungen in einer abgegrenzten Gruppe von Personen zu verteilen hat (Koller
1995). Bei entsprechenden Gerechtigkeitsurteilen geht es um die Bewertung von
Verteilungsergebnissen im Lichte der als der Situation angemessen erachteten Prinzipien
gerechter Verteilung.

Forschungsbefunde zeigen weiterhin, dass sich in Situationen, in denen Menschen den
Maßstab der Verteilungsgerechtigkeit anlegen, unter einer ganzen Reihe von Prinzipien
(ausführlich siehe z.B. Deutsch 1985) drei mit zentraler Bedeutung herauskristallisieren: das
Bedürfnis-, das Gleichheits- und das Beitragsprinzip. So werden Fälle danach klassifiziert, ob es
sich um solidarische Gruppen, um produktionsorientierte Gruppen oder um ‚bürgerschaftliche’
Assoziationen handelt. Im Falle solidarischer Gruppen wird das Prinzip der Zuteilung nach
Bedürftigkeit als der angemessene Gerechtigkeitsstandard betrachtet. In produktionsorientierten
Gruppen gilt das Beitragsprinzip bzw. Leistungsprinzip, also die Verteilung von Belohnung im
Verhältnis zum Leistungsbeitrag. Im Falle bürgerschaftlicher Assoziationen bewerten Menschen
die Ergebnisse nach dem Gleichheitsprinzip (vgl. Adam & Yazdani 1999: 153; Mikula 2002:
262).


Umfangreiche Beiträge zur deutschen Gerechtigkeitsforschung stammen aus den Forschungsgruppen
Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral (www.gerechtigkeitsforschung.de/publikationen) und Interdisziplinäre
Soziale Gerechtigkeitsforschung (http://www2.hu-berlin.de/isgf). Einen Überblick über die internationale
Gerechtigkeitsforschung ist in Kluegel, Mason & Wegener (1995a, 1995b) zu finden.
19
  Bei der Analyse sozialer Gerechtigkeit beschränkte sich die ökonomische, philosophische,
psychologische und soziologische Gerechtigkeitsforschung lange auf sehr unterschiedliche disziplinäre
Ansatzpunkte, Forschungstraditionen und wissenschaftliche Kommunikationsgemeinschaften, weswegen
die innere Heterogenität und Spaltung des Forschungsfeldes festzustellen ist (Kluegel, Mason & Wegener
1995a). In jüngster Zeit ist allerdings eine zunehmende Verzahnung der genannten Disziplinen zu
beobachten (vgl. Miller 1992; Müller & Wegener 1995; Wegener et al. 1994; Wegener 1995a; Liebig
2002; Liebig & Lengfeld 2002; Liebig, Lengfeld & Mau 2004).
                                                     8
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Im Unterschied dazu sind Vorstellungen von Verfahrensgerechtigkeit oder prozeduraler
Gerechtigkeit darauf gerichtet, die Art und Weise zu beurteilen, in der soziale Ergebnisse –
seien es Verteilungsergebnisse oder sonstige Ergebnisse sozialer (Entscheidungs-) Prozesse –
zustande gekommen sind. Bei der Beurteilung von prozeduraler Gerechtigkeit spielen u.a.
folgende Prinzipien eine entscheidende Rolle (vgl. Adam & Yazdani 1999: 155f.):

    1.   Die Konsistenzregel i.S. gleicher Behandlung von Fällen zwischen Personen und
        über die Zeit hin.

    2.   Die Regel der Unvoreingenommenheit, Unparteilichkeit der Verfahren

    3.   Die Repräsentativität, d.h. die Berücksichtigung der Interessen aller Betroffenen

Diese Prinzipien wurden gleichermaßen von Hayek und den Vertretern der Freiburger Schule
explizit als normative Kernanforderung an eine marktwirtschaftliche Ordnung als privilegien- und
diskriminierungsfreie Regelordnung unter freien und gleichberechtigten Inpiduen
hervorgehoben. Aus Sicht der Ordnungsökonomik ist für die Gestaltung einer ‚gerechten’
Regelordnung die Frage nach der Zustimmungsfähigkeit der betroffenen Inpiduen zentrales
Beurteilungskriterium.

Dass die Vorstellungen von ‚sozialer Gerechtigkeit’ innerhalb einer Gesellschaft nicht einheitlich
sind, ist empirisch hinreichend belegt. Für diese Varianz sind zum Teil sozio-demographische
Merkmale und Statuspositionen verantwortlich (vgl. Kluegel & Smith 1986; Verba & Orren 1985;
Verba et al. 1987), zum Teil aber auch unterschiedliche Verteilungsdomänen und
Lebenszusammenhänge (Hochschild 1981; Lane 1986). Zentral sind aber auch die
institutionellen Arrangements bei der Wahl von Verteilungsprinzipien (Elster 1992) sowie die
Tatsache, dass bei der Bewertung von Verteilungen nicht nur die Verteilungsergebnisse selbst,
das Ausmaß an empfundener Gerechtigkeit beeinflussen, sondern auch die Verfahren, durch
die diese Ergebnisse zustande gekommen sind (Tyler 1987; Gerrenberg & Folger 1983; Folger
1987; Lind & Tyler 1988; Leventhal 1980; Lerner & Whitehead 1980 und Cohen 1985). Diese
Befunde belegen umfassend die Kontextabhängigkeit von Gerechtigkeitsvorstellungen. Um
Aussagen über die vorherrschenden Gerechtigkeitsurteile zu marktwirtschaftlichen Prinzipien
treffen zu können, sind daher die relevanten sozialen Kontexte zu untersuchen und die
jeweiligen Gerechtigkeitsvorstellungen zu identifizieren.

Die empirische Gerechtigkeitsforschung hat sich in diesem Zusammenhang speziell mit den
Einstellungen zur Marktwirtschaft, zum Sozialstaat und zu Fragen der Reform des Sozialstaates
befasst (z.B. Lengfeld, Liebig & Mau 2004; Leisering 2004; Döring et al. 1995).20 Diese Befunde
belegen, dass den Urteilen der Menschen über Gerechtigkeitsdefizite der Marktwirtschaft
Bewertungskriterien zugrunde liegen, die systematisch mit marktwirtschaftlichen
Ordnungsprinzipien inkompatibel sind.21 Um hier eine fruchtbare Analyse der marktkritischen
Gerechtigkeitsvorstellungen zu ermöglichen, soll auf institutionenanalytische und experimentelle
Ansätze der Gerechtigkeitsforschung zurückgegriffen werden.22 Im Rahmen des

20
  Aus der Differenzierung von Lebenslagen und –weisen resultieren unterschiedliche bis gegenläufige
Wahrnehmungen und Einstellungen zur Gerechtigkeit und unterschiedliche Interessenlagen zum
Sozialstaat vgl. Roller (1992), Pioch & Vobruba (1995).
21
  Es gibt eine breite international vergleichende Literatur zu Einstellungen der Bürger zum
Wohlfahrtsstaat und seinen institutionellen Merkmalen, die quantitative Survey-Daten auswerten (siehe
etwa Heien 2002; Mau 2003).
22
  In der sozialwissenschaftlichen Gerechtigkeitsforschung haben sich in den vergangenen Jahren
verschiedene konzeptionelle Analyseansätze etabliert (vgl. Liebig, Lengfeld & Mau 2004): Die
                                                      9
  Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


Forschungsprojekts wird dabei auch zu untersuchen sein, ob die enge Ausrichtung vieler
bisheriger Projekte im Rahmen der empirischen Gerechtigkeitsforschung auf die Systeme
sozialer Sicherung tatsächlich ein geeigneter Anknüpfungspunkt ist, um das Verhältnis von
Markt und Gerechtigkeit näher zu analysieren. Dies gilt es auch gerade deshalb zu beleuchten,
da wohlfahrtsstaatliche Arrangements üblicherweise auf die gesellschaftliche Leitidee „soziale
Gerechtigkeit“ Bezug nehmen (vgl. Rothstein 1998) und der Wohlfahrtsstaat als vermeintliche
Lösung für Verteilungsprobleme gilt (vgl. Liebig, Lengfeld & Mau 2004: 9).




Institutionenanalyse untersucht, welche normativen Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit Institutionen
zugrunde liegen und wie diesen in der gesellschaftlichen Praxis entsprochen wird (vgl. Schmidt 1995). Die
Einstellungsforschung versucht herauszufinden, welche Gerechtigkeitsvorstellungen die Menschen
tatsächlich haben, auf welche sozialen Umstände diese Vorstellungen zurückzuführen sind, und welche
inpiduellen und kollektiven Verhaltensfolgen zu beobachten sind (vgl. z.B. Törnblom 1992; Walster et al
1973; Walster & Walster 1975). In der Ökonomie hat sich die „Gerechtigkeitsentscheidungsforschung“
etabliert. Hier werden unter experimentellen Bedingungen und unter Rückgriff auf ökonomische Modelle
oder spieltheoretische Ansätze konkrete Verteilungsentscheidungen untersucht (vgl. Fehr & Schwarz
2003; Frohlich & Oppenheimer 1992).
                                                     10
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007



2.2   Eigene Vorarbeiten / Arbeitsbericht

Forschungsgruppe ‚Marktwirtschaft und Gerechtigkeit’
Seit Mitte 2005 ist der Antragsteller Mitglied und Sprecher einer interdisziplinären und
interinstitutionellen Forschungsgruppe (Prof. Dr. Viktor Vanberg, Walter Eucken Institut Freiburg;
Prof. Dr. Gisela Riescher, Prof. Dr. Hans-Helmuth Gander und PD. Dr. Ulrich Eith, Universität
Freiburg; Prof. Dr. Dirk Sauerland und Prof. Dr. Günther Seeber, Wissenschaftliche Hochschule
Lahr; Prof. Dr. Stefan Liebig, Universität Duisburg-Essen; s.u. 5.2). Seither wurden mehrere
Tagungen und Workshops unter Beteiligung von externen Fachleuten sowie wissenschaftlichen
Nachwuchskräften durchgeführt. Die Intensivierung der Zusammenarbeit und die Möglichkeit zur
Antragsvorbereitung wurden durch eine ‚Anschubfinanzierung’ der Universität Freiburg zwischen
August 2006 und Januar 2007 gefördert.

Paradoxon der Marktwirtschaft
Mit seinem Beitrag zum „Paradoxon der marktwirtschaftlichen Ordnung“ hat der Antragssteller
auf das Spannungsverhältnis zwischen vorherrschenden Gerechtigkeitsvorstellungen und
marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien hingewiesen (Vanberg 2005). Im Zuge der Vorarbeiten
zu dem hier vorliegenden Forschungsprojekt hat der Antragssteller bereits erste
methodologische Zugangsmöglichkeiten und Erklärungsansätze aufgezeigt (Vanberg 2006).
Beide Arbeiten waren im Wesentlichen auf eine allgemeine ordnungstheoretische Beschreibung
des Spannungsverhältnisses ausgerichtet. Gleichermaßen wurden aber auch erste
ordnungspolitische Fragen erörtert (Vanberg 2004, 2007).

Walter Eucken, Franz Böhm, F.A. Hayek und James M. Buchanan
Der Antragssteller hat sich in vielzähligen Beiträgen mit dem Werk von F.A. Hayek (z.B.
Vanberg 1986, 1989) und der Freiburger Schule (z.B. Vanberg 1998) befasst. Als langjähriger
Kollege von Nobelpreisträger James Buchanan hat er zahlreiche Arbeiten zum
Forschungsprogramm der Konstitutionenökonomik veröffentlicht (stellvertretend Vanberg 1994,
2001).

Konsensorientierte Ordnungsökonomik
Die Beschäftigung mit dem in Frage stehenden Spannungsverhältnis geht zurück auf die
methodologischen Arbeiten des Antragstellers, welche zu einer Weiterentwicklung der
Ordnungsökonomik    beigetragen haben. Sein   Ansatz einer    „konsensorientierten“
Ordnungsökonomik bemüht sich um eine Integration der zentralen Argumente der
konstitutionellen Ökonomik von James Buchanan, der liberalen politischen Philosophie von F.A.
Hayek und der ordnungspolitischen Forschungstradition der Freiburger Schule (Vanberg 2000,
2001, 2003).

Walter Eucken Institut
Als Direktor des Walter Eucken Instituts verfügt der Antragssteller über günstige institutionelle
Voraussetzungen. Das Walter Eucken Institut wurde 1954 in Freiburg gegründet. Das Institut
widmet sich in der Tradition der Freiburger Schule wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen
Fragestellungen, insbesondere der Untersuchung von Problemen, deren Lösung für die
Erhaltung und Weiterentwicklung einer marktwirtschaftliche Ordnung von zentraler Bedeutung
sind. Mit Vorträgen, wissenschaftlichen Tagungen und Veröffentlichungen setzt sich das Institut
zum Ziel, die Grundlagen und Prinzipien einer solchen Ordnung in die öffentliche Diskussion
einzubringen und das Verständnis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zu
fördern.
Das Institut ist ein Kompetenzzentrum für ordnungs- und verfassungsökonomische
Grundlagenforschung. Besonderes Gewicht der Arbeit des Instituts liegt zum einen in der

                                                      11
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


systematischen Verknüpfung der Forschungstradition der von Walter Eucken (1891-1950) und
Franz Böhm (1895-1977) begründeten Forschungs- und Lehrtradition der so genannten
Freiburger Schule mit der evolutorischen Ordnungsökonomik von Friedrich August von Hayek
und der modernen konstitutionellen Ökonomik von James M. Buchanan.23

Exemplarisch für die Kompetenzen des Instituts seien folgende                Projekte    und
Forschungsschwerpunkte der beteiligten Wissenschaftler angeführt.

   •  Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik
     Seit 2002 werden gemeinsam mit der vom Antragssteller geleiteten Abteilung für
     Wirtschaftspolitik der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-
     Universität, Freiburg die „Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik“
     veröffentlicht            (vgl.          http://www.walter-eucken-
     institut.de/publikationen/diskussionspapiere.htm). Ergebnisse des Projektes sollen
     zeitnah in dieser Reihe erscheinen.

   •  Beiträge zur Ordnungstheorie und Ordnungspolitik und Untersuchungen zur
     Ordnungstheorie und Ordnungspolitik
     Seit 1958 publiziert das Walter Eucken Institut die Schriftenreihen Beiträge zur
     Ordnungstheorie und Ordnungspolitik sowie Untersuchungen zur Ordnungstheorie und
     Ordnungspolitik             (vgl.           http://www.walter-eucken-
     institut.de/publikationen/schriftenreihen.htm). Als langjähriger Partner arbeitet das Institut
     dabei mit dem Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) zusammen. Die Publikation von
     Ergebnissen des Forschungsprojekts als Monographien in dieser Reihe ist angestrebt.

   •  Freiburger Aufruf Politikreform
     Der Befund, dass notwendige Reformprozesse in Deutschland auch und gerade auf
     Verkrustungen und Fehlkonstruktionen des politischen Systems der Bundesrepublik
     zurückzuführen sind, hat das Walter Eucken Institut bewogen eine Vortragsreihe zu
     organisieren: Die Initiative „Freiburger Aufruf Politikreform“. Hierzu lädt das Walter
     Eucken Institut in regelmäßigen Abständen Entscheidungsträger aus Politik und
     Wirtschaft sowie Wissenschaftler ein, mit dem Ziel strukturelle Defizite des politischen
     Prozesses zu identifizieren und entsprechende Reformideen zu entwickeln. Erste
     wissenschaftliche Analysen und Reformvorschläge wurden in einer ersten Vortragsreihe
     zwischen November 2003 bis Juni 2004 unterbreitet und im Herbst 2005 im Herder-
     Verlag publiziert (vgl. Wohlgemuth 2006). Seit April 2007 läuft bereits die 3.
     Vortragsreihe zum „Freiburger Aufruf Politikreform“ (vgl. http://www.walter-eucken-
     institut.de/politikreform.htm).

   •  Vorträge, Veranstaltungen, Gesprächsabende, Podiumsdiskussionen
     Regelmäßig organisiert das Walter Eucken Institut Vorträge und Veranstaltungen um
     seine Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen (vgl.
     http://www.walter-eucken-institut.de/veranstaltungen.htm).




23
   Vgl. ausführlich die Jahresberichte 1995-2006 (http://www.walter-eucken-institut.de/publikationen).

                                                      12
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


3.   Ziele und Arbeitsprogramm

3.1   Ziele

Ziele der gesamten Arbeitsgruppe
Das hier skizzierte Forschungsvorhaben will auf der Basis theoretischer Überlegungen und
empirischer Befunde die Ursachen des „Paradoxon der marktwirtschaftlichen Ordnung“
aufklären und Vorschläge dafür machen, wie moderne demokratische Gesellschaften mit den
damit verbundenen Problemen umgehen können. Die interdisziplinäre Ausrichtung des Projekts
trägt dem Umstand Rechnung, dass die anstehende Fragestellung nur im Verbund der
beteiligten Geistes- und Sozialwissenschaften (Ökonomik, Soziologie, Philosophie,
Politikwissenschaft und Wirtschaftsdidaktik) sinnvoll untersucht werden kann.
[Hier soll laut DFG ein gemeinsamer Text für alle Teilprojekte eingefügt werden - VW]



Ziele des geplanten Forschungsprojekts
Wie in der Darstellung des Forschungsstandes bereits angedeutet, wird in Deutschland,
angesichts andauernd hoher Arbeitslosigkeit, stetig wachsender Staatsverschuldung und
offenkundiger struktureller Probleme in den Systemen der Altersvorsorge, des
Gesundheitswesens und der sozialen Sicherung eine Diskussion um die Notwendigkeit
grundlegender Reformen der Sozialen Marktwirtschaft geführt, wie sie sich in einem halben
Jahrhundert politisch gesetzgeberischer Gestaltung herausgebildet hat (vgl. Fisch 1996). In
dieser Diskussion fällt die große und wachsende Bedeutung auf, die der Formel von der
„sozialen Gerechtigkeit“ zukommt, insbesondere, wenn es um die Auseinandersetzung um
Reformvorschläge geht, die auf eine Stärkung marktwirtschaftlicher Ordnungsprinzipien
abstellen, wie zum Beispiel bei Fragen der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes oder der
Stärkung von Eigenverantwortung und Wettbewerb in den Vorsorge- und Sicherungssystemen.
So unbestimmt die genaue Bedeutung der Formel ‚soziale Gerechtigkeit’ dabei meist bleibt,24 so
offenkundig ist die Leichtigkeit, mit der der Vorwurf mangelnder „sozialer Gerechtigkeit“
Widerstand gegen solche Reformvorschläge zu mobilisieren vermag. Die Frage, wie mit diesem
Spannungsverhältnis umzugehen ist, ist zu den zentralen Themen der Ordnungsökonomik zu
zählen, stellt es doch eine demokratische Gesellschaft, die das Wohlstand schaffende Potential
einer marktwirtschaftlichen Ordnung nutzen und die Zukunftsfähigkeit ihrer Wirtschafts- und
Sozialordnung sichern will, vor offenkundige Herausforderungen.

Ziel des geplanten Forschungsprojekts ist die eingehende Untersuchung der Natur des
genannten Spannungsverhältnisses, der ihm zugrunde liegenden Bedingungen und Ursachen
sowie der Konsequenzen, die sich daraus für die politische Ordnungsgestaltung in einer
demokratischen Gesellschaft ergeben. Folgende drei Kernfragen werden zu erforschen sein:

1. Das Hauptaugenmerk der Untersuchung wird zunächst auf die Beschreibung und
Charakterisierung des Spannungsverhältnisses gerichtet. Dazu wird eine ordnungsökonomische
Analyse der marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien vorzunehmen und mit den Erkenntnissen
der empirischen Gerechtigkeitsforschung zur Wahrnehmung dieser Prinzipien zu vergleichen
sein. Es soll näher bestimmt werden, welche Eigenschaften marktwirtschaftlicher Ordnungen
einerseits für ihre allgemein anerkannte Leistungsfähigkeit verantwortlich sind und andererseits
Anlass für die ihr angelasteten Gerechtigkeitsdefizite bieten. Dabei ist eine Leitfrage, inwieweit
Urteilen über Gerechtigkeitsdefizite der Marktwirtschaft Bewertungskriterien zugrunde liegen, die

24
 Gäfgen (1990: 30f.) hat gezeigt, dass der Begriff „Soziale Gerechtigkeit“ weitgehend inhaltleer ist,
zugleich aber positiv verwendet wird.
                                                      13
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


– wie insbesondere F.A. Hayek in seiner Kritik an der Forderung nach ‚sozialen Gerechtigkeit’
argumentiert hat – aus anderen, nicht-marktlichen sozialen Kontexten stammen und folglich
einer marktwirtschaftlichen Ordnung nicht angemessen sind. Es wird darum gehen, das Ausmaß
und die Erscheinungsformen des Spannungsverhältnisses zu beschreiben und mittels
empirischer Evidenz zu stützen. Dazu sind die den inpiduellen Urteilen zugrunde liegenden
Gerechtigkeitsvorstellungen mit den Funktionsprinzipien des Marktes zu kontrastieren.

2. In einem zweiten Schritt sollen die Ursachen des diagnostizierten Spannungsverhältnisses
identifiziert werden. Es ist herauszuarbeiten, worin die Gründe für vorhandene Spannungen
zwischen verbreiteten Gerechtigkeitsvorstellungen und den Funktionsbedingungen einer
marktwirtschaftlichen Ordnung zu suchen sind. Die Argumentation soll speziell anhand der
Erfahrungen geführt werden, die in Deutschland mit dem Versuch gemacht worden sind, durch
Schaffung einer „Sozialen Marktwirtschaft“ dem Spannungsverhältnis zu begegnen. Hierzu wird
die Entwicklung der verschiedenen theoretischen Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft, aber
auch ihre gesetzliche und politische Ausgestaltung zu untersuchen sein. Als wissenschaftlicher
Analyserahmen dient dabei die ordnungsökonomische Theorie, die verschiedene Ansätze der
Ökonomik miteinander verknüpft: Die Buchanansche Verfassungsökonomik, welche die
Legitimation von Ordnungsreformen thematisiert, dient als Argumentationsrahmen; aus den
Ordnungskonzeptionen in der Tradition von Friedrich August von Hayek und Walter Eucken
lassen sich Charakteristika einer sozial produktiven Ordnung ableiten und Möglichkeiten zu
deren konstitutionellen Absicherung aufzeigen.

3. In einem dritten Schritt sollen Möglichkeiten untersucht werden, wie ein demokratisches
Gemeinwesen mit dem Spannungsverhältnis umgehen kann. Sollten sich die Spannungen
zwischen    verbreiteten   Gerechtigkeitsvorstellungen  und   marktwirtschaftlichen
Ordnungsprinzipien als Hindernis für eine der faktischen Problemlage angemessene
Reformpolitik und nachhaltige Ordnungsgestaltung erweisen, so ist nach den Maßnahmen zu
fragen, wie dem Spannungsverhältnis wirtschafts- und ordnungspolitisch zu begegnen ist.
Anhand der historischen und systematischen Untersuchung der Entwicklung der Sozialen
Marktwirtschaft soll geprüft werden, welche Merkmale politischer Entscheidungsstrukturen
(etwa: Verantwortungs- und Finanzverflechtung) sich nachteilig auf das Verhältnis von
marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien und verbreiteten Gerechtigkeitsvorstellungen
auswirken, und welche strukturellen Reformen (etwa: Stärkung föderalen Wettbewerbs) dem
entgegenwirken könnten.


3.2   Arbeitsprogramm
Als theoretische Wissenschaft oder Ordnungstheorie ist Ordnungsökonomik mit der
vergleichenden Analyse der Funktionseigenschaften von Wirtschaftsordnungen befasst. Als
angewandte Wissenschaft oder Ordnungspolitik fragt sie nach den Möglichkeiten und Grenzen
zweckmäßiger und zielorientierter Gestaltung der Wirtschaftsordnung (Streit 1996).25 Dabei baut
die ordnungspolitische Konzeption unmittelbar auf der ordnungstheoretischen Analyse auf. Um
einen Zugang zu praktischen Maßnahmen in Hinsicht auf das problematisierte
Spannungsverhältnis    zwischen   vorherrschenden   Gerechtigkeitsvorstellungen   und
marktwirtschaftlichen Funktionsprinzipien zu gewinnen, soll im Rahmen des Projekts auf der
Basis folgender drei, aufeinander aufbauender Arbeitshypothesen gearbeitet werden:

   a) Menschen unterliegen bei ihren Gerechtigkeitsurteilen Kategorienfehlern, d.h. sie
    verwenden Gerechtigkeitsvorstellungen in marktwirtschaftlichen Situationen, welche sich

25
 Für eine systematische Bestandsaufnahme der Ordnungstheorie und Ordnungspolitik siehe Leipold &
Pies (2000).
                                                      14
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


    nicht sinnvoll in einem marktwirtschaftlichen Kontext anwenden lassen (vgl. Hayek 2003:
    183f., 192).
   b) Der Versuch, im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft das skizzierte
    Spannungsverhältnis durch Stärkung der sozialstaatlichen Komponente (Müller-Armacks
    „irenische Formel“) aufzulösen, hat nicht zu einer Stabilisierung der marktwirtschaftlichen
    Ordnung geführt, sondern trägt vielmehr kontinuierlich zur Erosion der Marktwirtschaft
    bei (Vanberg 2002).
   c) Geeignete Maßnahmen, wie mit dem Spannungsverhältnis umzugehen ist, lassen sich
    auch heute aus den grundlegenden ordnungspolitischen Empfehlungen der Freiburger
    Schule entwickeln.

Hierbei schließen a) und b) unmittelbar an den oben dargestellten Stand der Forschung an,
bedürfen   aber  einer  weiterführenden  Ausarbeitung  des  zugrunde   liegende
Spannungsverhältnisses.   Das   weitergehende  Forschungsinteresse  richtet   sich
dementsprechend vor allem auf c).


Das Spannungsverhältnis zwischen marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien und
vorherrschenden Gerechtigkeitsvorstellungen
Mit Blick auf die dargestellten Forschungsziele ist zunächst das Verhältnis von
Gerechtigkeitsvorstellungen einerseits und von marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipen
andererseits herauszuarbeiten. Es ist anhand empirischer Evidenz zu belegen, dass ein
Spannungsverhältnis zwischen den Funktionsprinzipien einer marktwirtschaftlichen Ordnung
und den Gerechtigkeitsvorstellungen der Marktteilnehmer besteht.

Gerechtigkeitsvorstellungen: Darstellung und empirische Evidenz
Für die Darstellung des Spannungsverhältnisses ist die Beschreibung der zugrunde liegenden
Gerechtigkeitsempfindungen der Menschen grundlegend. Es bedarf der Identifizierung der
Gerechtigkeitsvorstellungen, die in verschiedenen sozialen Kontexten (Familie oder Beruf,
Konsument oder Produzent, Staatsbürger) menschliches Handeln bestimmen. Im Rahmen einer
Metaanalyse der Forschungsergebnisse der empirischen Gerechtigkeitsforschung sollen daher
alle  Zusammenhänge    herausgearbeitet   werden,  die   das  Verhältnis von
Gerechtigkeitsvorstellungen und marktwirtschaftlichen Funktionsprinzipien beeinflussen.

In der bisherigen Diskussion hat sich gezeigt, dass für die gegebene Fragestellung wesentliche
Befunde im Forschungsprogramm der empirischen Gerechtigkeitsforschung vorliegen. In
konkreten Untersuchungen zu Gerechtigkeitsurteilen in Märkten bleibt die Analyse allerdings
meistens deskriptiv und kontextspezifisch, so dass es eines weiteren interpretierenden und
vergleichenden Analyseschritts bedarf, um zu verallgemeinerbaren Ergebnissen zu gelangen.
Es wird deshalb darum gehen, eine systematische Analyse der Befunde der – traditionell auf
Fragen der Verteilungsgerechtigkeit ausgerichteten – empirischen Gerechtigkeitsforschung im
Hinblick auf marktwirtschaftliche Prozesse vorzunehmen, um so zu Erkenntnissen zu gelangen,
welche Gerechtigkeitsprinzipien Menschen ihren situationsbezogenen Gerechtigkeitsurteilen
stillschweigend als Maßstab zugrunde legen. Das Hauptaugenmerk wird dabei vor allem auf die
Unterscheidung von „Gerechtigkeitsdomänen“ zu richten sein, also auf die Frage, inwieweit
Menschen unterschiedlichen sozialen Kontexten unterschiedliche Gerechtigkeitsmaßstäbe
zugrunde legen (vgl. Mikula 2002).26



26
 Für eine Rekonstruktion der in der aktuellen sozialpolitischen Debatte dem Terminus „Gerechtigkeit“
zugrunde liegenden Paradigmen sozialer Gerechtigkeit, vgl. Leisering (2004: 33).
                                                      15
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


Für das geplante Forschungsprojekt sind dabei weniger die Einzelergebnisse der empirischen
Gerechtigkeitsforschung von Bedeutung als vielmehr der allgemeine Befund, dass die
spontanen Gerechtigkeitsvorstellungen der Menschen aus zwei vorgelagerten Urteilen gespeist
werden, nämlich erstens einem Urteil darüber, welche Gerechtigkeitsprinzipien welchen
Situationstypen angemessen sind, und zweitens einem Urteil darüber, wie eine gegebene
Situation zu klassifizieren ist. Für eine Auseinandersetzung mit marktkritischen
Gerechtigkeitsvorstellungen bedeutet dies, dass sie in zweierlei Hinsicht hinterfragt werden
können, nämlich sowohl hinsichtlich der allgemeinen Angemessenheit der unterstellten
Gerechtigkeitsprinzipien wie auch hinsichtlich der Angemessenheit der Klassifikation von
Urteilsfällen.

Es wird zu überprüfen sein, inwieweit die in Gerechtigkeitstheorien zu findende Differenzierung
dieser Gerechtigkeitsdomänen mit den im Alltag vorgenommenen Differenzierungen
übereinstimmt oder von ihr abweicht.27 Hierzu sind Umfragedaten (z.B. Allensbach, Allgemeine
Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, International Social Justice Project,
Eurobarometer)28 und sonstige Datenquellen (z.B. Migrationsdaten) auszuwerten, aus denen
Informationen über die Gerechtigkeitsvorstellungen zu gewinnen sind, die die Alltagsurteile der
Menschen bestimmen.

Ergänzend zur Klärung der vermuteten Kategorienfehler bzgl. der Gerechtigkeitsvorstellungen
wird auf die Forschungsergebnisse der experimentellen Wirtschaftsforschung, speziell der
Verhaltensökonomik, zurückzugreifen sein (vgl. Frohlich & Oppenheimer 1992, Hagel & Roth
1995; Frey & Benz 2001; Smith 2003; Fehr & Schwarz 2003; Irlenbusch 2003). Im Zentrum
dieser Forschungsprogramme stehen die Erweiterungen des ökonomischen Verhaltensmodells
aufgrund (i) der tatsächlich beobachtbaren, begrenzten Rationalität der Menschen, (ii) der
begrenzten Verfolgung des Eigennutzes der Inpiduen und (iii) eines begrenzten
Nutzenkonzepts, das der Ökonomik zugrunde liegt (Frey & Benz 2001). Das experimentelle
Forschungsparadigma der Verhaltensökonomik ermöglicht eine kontrollierte Analyse
menschlicher Verhaltensweisen in modellierten Bedingungen (vgl. Smith 2003). Experimentelle
Untersuchungen zum rationalen Verhalten von Menschen29 in Märkten und bei persönlichen

27
   Einen Überblick über das Verhältnis von philosophisch-normativer und empirischer
Gerechtigkeitsforschung bieten Wegener (1995a) sowie die vorgelegten Publikationen aus der
Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung Liebig & Lengfeld (2002) und Liebig,
Lengfeld & Mau (2004). Eine Zusammenstellung der in empirischen und philosophisch-normativen
Gerechtigkeitskonzeptionen verwendeten Typologien ist in Sabbagh (2002) zu finden.
28
   Aussagen   über  zugrunde   liegende  Gerechtigkeitsvorstellungen  können  aus   den
Bevölkerungsbefragungen in den Allensbacher Jahrbüchern der Demoskopie abgeleitet werden (vgl.
Vanberg 2005). Mit der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) werden
aktuelle Daten über Einstellungen, Verhaltensweisen und Sozialstruktur der Bevölkerung in der
Bundesrepublik Deutschland erhoben. Zu Fragen der Gerechtigkeitsvorstellungen liegen thematische
Schwerpunkte aus den Jahren 1984, 1994, 2000, 2004 vor (vgl. www.gesis.org). Das Eurobarometer
gestattet   eine  Einordnung    der  Ergebnisse   in  internationale  Maßstäbe   (vgl.
http://ec.europa.eu/public_opinion/index_en.htm). Weitere relevante Datenquellen sind beim World Values
Survey (auf der internationalen Ebene) sowie bei der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der
Sozialwissenschaften und dem Sozioökonomische Panel (für Deutschland) vorhanden. Das International
Social Justice Project (ISJP) ist ein gemeinschaftliches Forschungsprogramm, an dem
Sozialwissenschaftler aus zwölf Ländern beteiligt sind (Bulgarien, Deutschland Ost und West, Estland,
Großbritannien, Japan, die Niederlande, Polen, Russland, Slowenien, die ehemalige Tschechoslowakei
bzw. die Tschechische Republik, Ungarn und die Vereinigten Staaten von Amerika. Ziel des Vorhabens ist
es, die Einstellungen zur sozialen Gerechtigkeit und sozialen Ungleichheit der Bevölkerungen in diesen
zwölf Ländern vergleichend zu untersuchen (vgl. http://www.butler.edu/isjp).
29
  Für einen Überblick über die Vielzahl experimenteller Studien zu diesem Themenkomplex vgl. die
Zusammenstellung auf www.zbw-kiel.de/dienstleist/econselect/za_verhalten.htm.
                                                      16
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


Tauschverhältnissen deuten auf eine generelle Verhaltensdifferenz in unterschiedlichen
Situationen und Kontexten hin (vgl. Smith 2003). Diese Diskrepanz ist anhand der
experimentellen Beispiele der Verhaltensökonomik und experimentellen Ökonomik weiter
herauszuarbeiten   und  in  Bezug   auf   das   Spannungsverhältnis zwischen
Gerechtigkeitsvorstellungen und Marktwirtschaft explizit zu thematisieren.

Neben diesen Erkenntnissen aus dem Labor, werden für das beobachtete Spannungsverhältnis
relevante Befunde auch aus der Wirtschaftsgeschichte und aus der aktuellen Wirtschaftspolitik
heranzuziehen sein. Bisherige Arbeiten zum ‚Paradoxon der Marktwirtschaft’ betonen die
Vorzugswürdigkeit marktwirtschaftlicher Systeme gegenüber alternativen Ordnungen (Vanberg
2005).   Die  Wanderungsströme    in  marktwirtschaftliche  Systeme   (bzw.   die
Abwanderungsbarrieren in sozialistischen Regimen) und Daten zur wirtschaftlichen Performance
können als Beleg herangezogen werden, dass Menschen marktwirtschaftliche gegenüber
alternativen Wirtschaftsordnungen präferieren.30 Andererseits zeigt die politische Entwicklung in
marktwirtschaftlichen Systemen, dass Menschen in der politischen Auseinandersetzung im
Rahmen dieser Ordnung dazu tendieren, im Namen der Gewährleistung größerer sozialer
Gerechtigkeit (und sozialer Sicherheit) institutionelle Regelungen und staatliche Eingriffe zu
fordern, die die Funktionsfähigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung systematisch aushöhlen.
Mit anderen Worten, ihr systeminterner, politischer Umgang mit der marktwirtschaftlichen
Ordnung steht im Konflikt mit der Bewertung, die sie in der systemvergleichenden
‚Außenperspektive’ zum Ausdruck bringen.31 Entsprechend sind die zahlreichen Ausführungen
zur Reform der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland zu untersuchen und die dabei
zugrunde gelegten, impliziten Gerechtigkeitsvorstellungen in Hinsicht auf marktwirtschaftliche
Prinzipien herauszuarbeiten (vgl. für eine exemplarische Interpretation Nullmeier & Vobruba
1995).

Marktwirtschaftliche Ordnungsprinzipien
Neben der Analyse der empirischen Gerechtigkeitsvorstellungen werden in gleichem Maße auch
die marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien herauszuarbeiten sein. Ausgangspunkt hierfür ist
die theoretisch aufzuarbeitende Charakterisierung der grundlegenden Funktionsprinzipien einer
marktwirtschaftlichen Ordnung.

Erstens ist zu zeigen, inwieweit dem Markt inhärente Funktionseigenschaften – also
insbesondere die durch marktlichen Wettbewerb unvermeidbar entstehenden Unsicherheiten
bezüglich der zukünftigen Situation – zur Wahrnehmung von (scheinbaren)
Gerechtigkeitsdefiziten Anlass geben und damit dem Spannungsverhältnis zugrunde liegen.

Gleichermaßen ist zu untersuchen, welche Rolle Erfahrungen mit marktwirtschaftlichen
Ordnungsprinzipien bei der Vermittlung und Entstehung von Einstellungen zum Verhältnis von
Marktwirtschaft und Gerechtigkeit haben. In modernen Gesellschaften macht die Mehrzahl der
Menschen nur beschränkt direkte eigene Erfahrungen mit marktwirtschaftlichen
Ordnungsprinzipien, die ihnen ein angemessenes Verständnis für deren Koordinationsleistung
vermitteln könnten. Am ehesten sind sie damit in ihrer Rolle als Konsumenten vertraut, und in
dieser Rolle schätzen sie typischerweise denn auch die Vorzüge marktwirtschaftlichen
Wettbewerbs. In der korrespondierenden Rolle als Produzenten – so die Vermutung – hat


30
  Vgl. Hirschman (1974). Zwar liegen Migrationen komplexe Ursachenbündel zugrunde, aber immerhin
liefern entsprechend Daten (International Organization for Migration, www.iom.int) nicht nur Aufschluss
über Einstellungen sondern über tatsächliche Handlungen. Zur bisherigen Zuwanderung in
marktwirtschaftliche Systeme vgl. Eurostat (2006: 95-112).
31
  Nullmeier & Vobruba (1995) zeigen z.B., dass die zahlreichen Ausführungen zur Reform des Systems
sozialer Sicherung so angelegt sind, dass sie implizit Alltagsbilder von Gerechtigkeit ansprechen.
                                                      17
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


jedoch nur jene Minorität, die sich in selbständiger Tätigkeit im Wettbewerb behaupten muss,
unmittelbare Erfahrungen mit den Funktionsprinzipien des Marktes, während eine Mehrheit ihre
Erfahrungen als Produzenten im Kontext von Großunternehmen und staatlichen Bürokratien
machen, in denen sie als Angestellte vor allem mit den Regeln organisierter Zusammenarbeit
konfrontiert sind und nur sehr indirekt – vermittelt durch den Unternehmenserfolg – mit den
Ordnungsprinzipien des Marktes in Berührung kommen.32 Hierbei ist insbesondere an die
Gerechtigkeitsforschung in Unternehmen anzuschließen (vgl. für einen Überblick Liebig 1997).
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass der Beschäftigungskontext einen Einfluss auf die
Gerechtigkeitsurteile hat, wobei Beschäftigte in der Privatwirtschaft zu inpidualistischen
Gerechtigkeitsideologien tendieren, während Beschäftigte im öffentlichen Dienst zu
kollektivistischen Gerechtigkeitsideologien neigen (Liebig 1997: 305ff.).

Daran anschließend ist zu prüfen, inwieweit das Spannungsverhältnis zwischen spontanen
Gerechtigkeitsvorstellungen und marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien einen wesentlichen
Grund darin hat, dass Menschen Gerechtigkeitsprinzipien auf marktwirtschaftliche Vorgänge
übertragen, die ihnen aus ihren vertrauten Handlungskontexten nahe liegen, die aber für
marktwirtschaftliche Kontexte nicht angemessen sind (vgl. Hayek 2003: 285f., 472ff.). Die
empirische Gerechtigkeitsforschung hat sich im Lichte der skizzierten allgemeinen analytischen
Perspektive speziell auch mit den Einstellungen zur Marktwirtschaft, zum Sozialstaat und zu
Fragen der Reform des Sozialstaates befasst (vgl. Mau 2003; Leisering 2004). Diese Befunde
unterstützen die Vermutung, dass den Urteilen der Menschen über Gerechtigkeitsdefizite der
Marktwirtschaft Bewertungskriterien zugrunde liegen, die mit marktwirtschaftlichen
Ordnungsprinzipien grundsätzlich inkompatibel sind. Zu diesem Punkt ist die einschlägige
ordnungsökonomische Literatur (insb. Hayek 2003) mit Blick auf die unterschiedlichen
Gerechtigkeitskonzeptionen zu systematisieren und mit den Befunden der empirischen
Gerechtigkeitsforschung zu vergleichen.


Erfahrungen der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland: Das Spannungsverhältnis
zwischen Gerechtigkeit und Marktwirtschaft in der Sozialen Marktwirtschaft
Vor diesem Hintergrund gilt es die Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland
näher in den Blick zu nehmen. Es wird zu prüfen sein, inwieweit die wahrgenommenen ‚Mängel’,
aufgrund derer der Marktwirtschaft Gerechtigkeitsdefizite angelastet werden, tatsächlich das
Resultat marktwirtschaftlicher Funktionsprinzipien sind, und inwieweit sie die unintendierte Folge
von staatlichen Interventionen sind, die mit diesen Funktionsprinzipien konfligieren.

Dem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft im Sinne von Alfred Müller-Armack lag – anders als
bei der Freiburger Schule Walter Euckens – die Annahme zugrunde, dass zwischen den
Sicherheitsbedürfnissen der Menschen sowie ihren Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit
einerseits und den Funktionsprinzipien einer marktlichen Ordnung andererseits Spannungen
bestehen, die es durch eigene sozialpolitische Maßnahmen auszugleichen gelte (Müller-Armack
1976, 1981). Insbesondere sind dabei die Auswirkungen zu analysieren, die entsprechende
Maßnahmen zum Ausbau des Sozialstaats auf die Leistungseigenschaften der Volkswirtschaft
und auf die in der Bevölkerung vorherrschenden Einschätzungen zur Frage „Marktwirtschaft und

32
  So stellte bereits Hayek (2003: 285f.) fest: Während der Landwirt und der selbständige
Gewerbetreibende, der Kaufmann und der Handwerker mit dem Markt vertraut waren und selbst dann,
wenn sie seinen Mechanismus nicht verstanden, seine Forderungen als den natürlichen Lauf der Dinge
betrachteten, hat der Anstieg von Großunternehmen und Großbürokratien es bewirkt, daß immer größer
werdende Teile der Bevölkerung ihr gesamtes Arbeitsleben als Beschäftigte großer Organisationen
verbringen und sich angewöhnen, ausschließlich im Sinne der Erfordernisse der Organisation als
Lebensform zu denken.“ Mit Blick auf 30 Jahre Soziale Marktwirtschaft urteilte Wolfram Engels in diesem
Zusammenhang über die Wahrnehmung der Marktwirtschaft: „erlebt, aber unverstanden“ (Engels 1977).
                                                      18
   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


Gerechtigkeit“ hatten. Hierbei wird vor allem zu untersuchen sein, welche Rolle
Gerechtigkeitsargumente im Prozess der politischen Ausgestaltung der Sozialen Marktwirtschaft
gespielt haben und wie sich im Zeitablauf der Ausbau sozialstaatlicher Regelungen auf die
Einschätzungen der „Gerechtigkeit“ der marktwirtschaftlichen Ordnung ausgewirkt haben. Hierzu
sind die Befunde der empirischen Gerechtigkeitsforschung und der Demoskopieforschung u.a.
mit der konzeptionellen Entwicklung und administrativen Ausgestaltung der Wirtschafts- und
Sozialpolitik zu vergleichen.33

Sechs Jahrzehnte politischer Umgestaltung haben die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland in
einer Weise geformt, die sich weit von dem Ideal entfernt hat, welches die Freiburger Schule
angestrebt hatte. Um diese Differenz offen zulegen, sind zunächst die ordnungspolitischen
Konzeptionen der Gründungsväter der Sozialen Marktwirtschaft darzustellen und mit der heute
existierenden Ausgestaltung der Sozialen Marktwirtschaft zu konfrontieren. Dabei soll es nicht
um eine Historie der Sozialen Marktwirtschaft gehen.34 Aufschlussreich erscheint aber eine
Darstellung der ursprünglichen Begründungen sozial-marktwirtschaftlicher Ordnungen durch
Walter Eucken und Ludwig Erhard einerseits und Alfred Müller-Armack und der Motivation
wichtiger Maßnahmen zum Ausbau des Sozialstaates andererseits.35 Parallel dazu wird die aus
Umfragedaten zu entnehmende Entwicklung der Einstellung in der Bevölkerung über die Zeit zu
Markt und Wettbewerb, sowie der wahrgenommenen ‚sozialen Sicherheit’ und ‚sozialer
Gerechtigkeit’ zu analysieren sein.

Im Lichte der Unterschiede zwischen den Konzeptionen Müller-Armacks und dem
Ordoliberalismus der Freiburger Schule (vgl. Renner 1997, Lange-von Kulessa & Renner 1998,
Vanberg 2002) soll das Spannungsverhältnis zwischen Marktwirtschaft und Gerechtigkeit
anhand der Entwicklung und der gegenwärtigen Probleme der Sozialen Marktwirtschaft in
Deutschland analysiert werden. Gerade die ursprüngliche Begründung und Motivation zum
Ausbau des Sozialstaates gilt es zu untersuchen und mit der faktischen Entwicklung der
Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland zu kontrastieren. Zu diesem Arbeitsschritt sind
ergänzend die Überlegungen von Hayek zum Sozial- bzw. Wohlfahrtsstaat heranzuziehen
(Hayek 2004c, 2005 [1971]; vgl. Sauerland 2003). Das Forschungsprojekt will in diesem
Zusammenhang insbesondere klären, inwieweit die Rolle, die das Argument der ‚sozialen
Gerechtigkeit’ im politischen Raum gespielt hat, zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Dabei
wird die Vielschichtigkeit der Bedeutungen zu beachten und zu untersuchen sein, in denen das
Schlagwort „soziale Gerechtigkeit“ verwandt wird.




Praktische Folgerungen
Mit der Untersuchung der oben skizzierten Fragen will das geplante Forschungsprojekt nicht nur
einen Beitrag zur theoretischen Erklärung des Spannungsverhältnisses leisten, sondern es soll
auch darum gehen, praktische Empfehlungen zu erarbeiten, wie moderne Marktgesellschaften
mit diesem Spannungsverhältnis umgehen können.

Im Abschlussteil des Projektes wird es deswegen darum gehen, nach den Möglichkeiten zu
fragen, einerseits durch bessere Informationen und ‚Aufklärung’ über marktwirtschaftliche

33
  Vgl. exemplarisch zu Fragen der Sozialen Marktwirtschaft und administrativen Praxis Löffler (2002).
34
  Für einen historischen Überblick über die Entwicklung des Sozialstaates und der Sozialen
Marktwirtschaft, siehe z.B. Ritter (1991), Alber (1989) und Quass (2000).
35
  Zur ordnungspolitischen Kursänderung von Müller-Armack siehe Lenel (1997).
                                                      19
  Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


Ordnungszusammenhänge und andererseits durch strukturelle Reformen dem untersuchten
Spannungsverhältnis zu begegnen.

So wird einerseits zu untersuchen sein, wie Lernprozesse durch institutionelle Reformen
gefördert werden können, die das Erlernen und die angemessene situative Verwendung von
Gerechtigkeitsvorstellungen verbessern, die den tatsächlichen Regelungserfordernissen einer
marktwirtschaftlichen Ordnung Rechnung tragen.

Was die Frage möglicher ‚struktureller’ Maßnahmen anbelangt, so wird – u.a. im
Zusammenhang mit der Untersuchung der Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft in
Deutschland und der Rolle des politischen Systems – zu prüfen sein, welche Merkmale
politischer Entscheidungsstrukturen (etwa: Verantwortungs- und Finanzverflechtung) nachteilige
Auswirkungen des Spannungsverhältnisses zwischen marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien
und verbreiteten Gerechtigkeitsvorstellungen begünstigen und welche strukturellen Reformen
(etwa: Stärkung föderalen Wettbewerbs) dem entgegenwirken könnten. In diesem
Zusammenhang können Untersuchungsergebnisse genutzt und weiterentwickelt werden, die
sich in einer Vortragsreihe des Walter Eucken Instituts zum Thema „Spielregeln für eine bessere
Politik“ niedergeschlagen haben (Wohlgemuth 2006).

Veröffentlichung der Ergebnisse
Das Gesamtergebnis des Projekts soll in Form einer Dissertation publiziert werden. Um eine
zeitnahe wissenschaftliche Diskussion der erzielten Ergebnisse zu gewährleisten, sollen partielle
Ergebnisse bereits vorab in Form von Diskussionspapieren veröffentlicht werden. Generell
sollen diese Papiere regelmäßig in der Forschungsgruppe diskutiert und weiter entwickelt
werden. Die einzelnen Papiere sollen zusätzlich zur Veröffentlichung in Fachjournalen
aufbereitet und auf (nationalen und internationalen) Konferenzen vorgestellt werden.




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   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007



4. Beantragte Mittel

4.1    Personalkosten
   a) 1 MitarbeiterIn BAT IIa/2 für 24 Monate
   b) Es wird ?? wissenschaftliche Hilfskraft (mit Abschluss) für ?? Monate mit der
     monatlichen Stundenzahl von ?? zur Unterstützung bei der Durchführung der empiri-
     schen Erhebungen, bei der Projektkommunikation
   c) Studentische Hilfskräfte (ohne Abschluss) für ?? Monate mit der monatlichen
     Stundenzahl von ?? zur Durchführung und Unterstützung bei der Dateneingabe und -
     auswertung.

4.2  Wissenschaftliche Geräte
Es werden keine Geräte benötigt.

4.3    Verbrauchsmaterial
Allgemeine Verbrauchskosten                               1.000,-€



4.4    Reisen
Projekttreffen Lahr-Freiburg-Duisburg                          1.000,-€
Pro Jahr und wiss. MitarbeiterIn zwei Kongresse/Tagungsreisen              4.000,-€
(national/international) – ca. 2.000 ,-€
Summe                                          5.000,-€



4.5   Publikationskosten
Pro Jahr je 750.- € Publikationskosten:                         1.500,-€

4.6   Sonstige Kosten
Keine sonstigen Kosten.

5. Voraussetzungen für die Durchführung des Vorhabens


5.1    Zusammensetzung der Arbeitsgruppe
Prof. Dr. Viktor J. Vanberg

Dr. Nils Goldschmidt

Dipl. Vw. Alexander Lenger, M.A.

alle Walter Eucken Institut, Freiburg


5.2     Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

  MuG-Projektverbund
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   Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


Prof. Dr. Gisela Riescher, Universität Freiburg
Priv. -Doz. Dr. Ulrich Eith, , Universität Freiburg
Prof. Dr. Hans-Helmut Gander, Universität Freiburg
Prof. Dr. Stefan Liebig, Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Dirk Sauerland, WHL Wissenschaftliche Hochschule Lahr
Prof. Dr. Günther Seeber, WHL Wissenschaftliche Hochschule Lahr

  Teilprojekt „Ordnungsökonomik“ assoziierte Experten
Prof. Dr. Bernhard Neumärker, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Dr. Michael Wohlgemuth, Walter Eucken Institut Freiburg
….

5.3    Arbeiten im Ausland und Kooperation mit Partnern im Ausland
Bisher nicht vorgesehen

5.4   Apparative Ausstattung
Umfänglichere apparative Ausstattungen sind für die Durchführung des Projektes nicht
erforderlich.


5.5    Laufende Mittel für Sachausgaben
Die Grundausstattung für die wissenschaftlichen Arbeitsplätze wird vom Walter Eucken Institut
gestellt. Sachausgaben, die über die beantragten Mittel hinausgehen, werden nicht erwartet
bzw. werden ggf. vom Walter Eucken Institut gedeckt.


5.6   Interessenkonflikte bei wirtschaftlichen Aktivitäten
Es bestehen keine Interessenkonflikte

5.7    Sonstige Voraussetzungen

6. Erklärungen

6.1
"Ein Antrag auf Finanzierung dieses Vorhabens wurde bei keiner anderen Stelle eingereicht.
Wenn ich einen solchen Antrag stelle, werde ich die Deutsche Forschungsgemeinschaft
unverzüglich benachrichtigen."

6.2
Der DFG-Vertrauensdozent der Universität Freiburg, Professor Dr. Hans Spada, wurde von der
Antragstellung unterrichtet


7. Unterschrift(en)



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Prof. Dr. Viktor J. Vanberg

8. Verzeichnis der Anlagen
Publikationsverzeichnis des Antragestellers
Verwendete Literatur




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  Marktwirtschaft und Gerechtigkeit • Antragsskizze DFG • Ordnungsökonomik, Viktor Vanberg • Mai 2007


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